Genital Call
(2014, Giegold&Weiß)
»Genital Call« ist eine audiovisuelle Installation die sich mit Genitalien befasst. Ein Aufruf wurde in erster Linie, aber nicht ausschließlich an Cis*sexuelle1 gerichtet und bat sie darum, in einem kurzen Text ihre Genitalien zu beschreiben. Die visuelle Umsetzung dieser Beschreibungen wurde bei professionellen Gerichtszeichner_innen in Auftrag gegeben. Sie wurden darum gebeten, beim Zeichnen zu versuchen ihr Wissen über Genitalien zu vergessen. Ausstellungsbesucher_innen waren eingeladen, die Interpretationen der Gerichtszeichner_innen durch eigene Skizzen zu ergänzen.
Die eingereichten Texte wurden von elf Sprecher_innen eingesprochen und sind über Kopfhörer hörbar sowie auf einem Bildschirm in Gebärdensprache sichtbar.
Der Aufruf war hauptsächlich an Cis*sexuelle adressiert, um gesellschaftlich »natürlich« und »normal« eingeordnete Genitalien in einen juristischen Kontext zu platzieren und durch den Wechsel der Medien einer Verzerrung auszusetzen. Bei Penissen und Vulven denken viele Menschen an eindeutig unterscheidbare Genitalien, anhand derer sich Menschen in zwei Kategorien einteilen lassen. Diese Annahme wird durch die deutsche Gesetzgebung untermauert.
Die Idee zu »Genital Call« entstammt der Auseinandersetzung mit Gerichtsprozessen in England, Israel und Schottland, in denen - häufig sehr junge Menschen - zu teilweise mehreren Jahren Haft verurteilt wurden, weil sie ihr bei Geburt zugewiesenes Geschlecht und das Aussehen ihrer Genitalien in Kontakt mit neuen (potentiellen) Partner*innen nicht offengelegt hatten.
1 Cis*sexuell: Eine cis*sexuelle Person identifiziert sich mit dem Geschlecht, dass ihm oder ihr bei Geburt zugewiesen wurde. Zum Beispiel sagt Ihre Geburtsurkunde weiblich, und Sie identifizieren sich als Frau.